Ursachen der MS
Es ist schwierig, sich mit der Erkrankung auseinandersetzen zu müssen, sie als sein Schicksal anzunehmen, wenn man die Ursache der Erkrankung nicht kennt. Auf Grund intensiver Forschungen hat man zwar einige Aufschlüsse gewonnen, aber noch nicht die Ursache der MS gefunden. Es gibt viele Theorien (Überlegungen) und Hypothesen (Vermutungen) über die Ursache, aber immer noch fehlen die Beweise. Es wäre sicherlich zu umfangreich, alle aufgestellten Annahmen über die Ursache der MS hier zu erläutern. Es sollen nur die wichtigsten erwähnt werden. Aber zuerst noch einige allgemeine Fakten: Das Durchschnittsalter bei Beginn der Erkrankung liegt zwischen 20 und 40 Jahren; Frauen erkranken häufiger als Männer (Verhältnis 3:2),
Frauen erkranken häufiger |
wobei das Überwiegen der Frauen bisher nicht befriedigend erklärt werden kann. Es gibt Untersuchungen, die aufzeigen, daß in bestimmten Breitengraden der Erde MS häufiger auftritt, in anderen dagegen MS sehr selten ist. So ist in Mitteleuropa und
![]() Die weltweite geographische Verteilung der Multiplen Sklerose |
Nordeuropa die MS häufiger, in Südeuropa weniger häufig. Man vermutet, daß die Krankheitsentwicklung von einem Faktor abhängig ist, der in den einzelnen Gebieten der Erde unterschiedlich häufig vorkommt. Eventuell ist dieser Faktor ein Virus. Klima, Umweltfaktoren und Ernährungsweise scheinen für die Erkrankungshäufigkeit von Bedeutung zu sein, ohne daß jedoch zum jetzigen Zeitpunkt genauere Angaben möglich sind.
MS ist weder erblich noch ansteckend |
Immer wieder werden ängstliche Fragen gestellt: Ist die MS ansteckend? Ist die MS erblich? MS ist weder eine ansteckende noch eine erbliche Krankheit. Eltern übertragen sie nicht direkt auf ihre Kinder. Jedoch gibt es Faktoren, die jemanden für MS anfällig machen. Man nimmt an, daß Vererbung hierbei eine Rolle spielt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine MS entsteht (=multifaktoriell). Vieles spricht dafür, daß neben der Empfänglichkeit für MS bisher nicht geklärte äußere Faktoren (zum Beispiel eine Viruserkrankung) einwirken müssen. Dabei scheint es wichtig zu sein, zu welchem Zeitpunkt diese äußeren Faktoren einwirken, offensichtlich muß dies bereits in einer frühen Lebensphase (Kindheit bis frühes Erwachsenenalter) geschehen. Eine Haupttheorie besagt, daß die MS eine „immunologische” Erkrankung sei. Immunsystem allgemein bedeutet, daß der Körper gegen normalerweise fremde Substanzen (zum Beispiel Viren, Bakterien) Gegenstoffe (sogenannte Antikörper) bildet,
Antikörper zerstören Myelin |
die mit diesen fremden Substanzen „kämpfen” (reagieren). Das Immunsystem ist gesund, wenn der Körper nur gegen fremde Substanzen diese Antikörper bildet. Neuere Forschungen haben gezeigt, daß bei MS-Patienten irrtümlich körpereigene, also nichtfremde Substanzen das Immunsystem dazu veranlassen, Antikörper zu bilden. Das heißt mit anderen Worten: Möglicherweise werden Bestandteile der körpereigenen Isolierschicht (zum Beispiel Myelin) als „fremd” angesehen und infolgedessen Antikörper gebildet, die dieses Myelin zerstören. Immer wieder werden auslösende Faktoren gesucht, wie zum Beispiel Entzündungen (Infektionen), Verletzungen oder auch seelische Faktoren. Bislang fehlen hierfür eindeutige Beweise. Jedoch können organische Erkrankungen, besonders die immunologisch-bedingten, durch psychische Faktoren beeinflußt werden. Nun sollte man nicht resignieren, weil man meint, wenn die Ursache nicht bekannt ist, könne man ja auch nichts gegen die Erkrankung machen. Das wäre völlig falsch. Eine ursächliche Therapie im eigentlichen Sinn, die die Ursache der Krankheit beseitigt, gibt es noch nicht, aber mehrere Medikamente sind in Entwicklung, die in das Krankheitsgeschehen mildernd eingreifen können. Eines dieser neuen Therapieprinzipien, das inzwischen in Deutschland
![]() |
als Arneimittel zugelassen wurde, ist das Interferon beta. Es gibt viele Möglichkeiten, Beschwerden zu lindern oder zu bessern. Das ist im übrigen in der Medizin auch bei anderen Erkrankungen oft so, daß wir zwar nicht die Ursache kennen, jedoch wirksame Behandlungsmethoden haben.